Übersetzerrückfragen: Was sie uns verraten

Übersetzerrückfragen kann man so oder so betrachten. Zum einen muss man froh sein, dass der Übersetzer sich meldet und nicht einfach etwas übersetzt, das er nicht versteht. Zum anderen bedeutet die Beantwortung seiner Fragen manchmal viel Aufwand und ggfs. Terminverschiebungen. Ein großer Teil der oft berechtigten Übersetzerfragen kann helfen, die Dokumentation zu verbessern oder die Projektabläufe zu optimieren. Dies umso mehr, wenn es sich dabei um mehrsprachige Projekte handelt.

Rückfragen zu unterschiedlichen Themen

Welche sind die Fragen, die Übersetzer stellen? Sicher findet man unter den Fragen, die im Laufe der Zusammenarbeit mit einzelnen Übersetzern oder mit Agenturen vorkommen, viele die sehr spezifisch sind und sich nicht verallgemeinern lassen. Aber es sind auch wiederkehrende Fragen dabei, die sich auf folgende allgemeine Bereiche beziehen:

  1. Arbeitsanweisungen, Technik und Projektorganisation.
  2. Sprache: Formulierungen, Mehrdeutigkeit, Vorübersetzungen.
  3. Terminologie und Abkürzungen.
  4. Sachverhalte, Technologien und Verfahren.

Klärung von Arbeitsanweisungen

Fragen zum ersten Bereich weisen oft auf Defizite bei der Projektorganisation hin und sind in der Regel mit einem standardisierten Projektvorbereitungsverfahren zu vermeiden. Es geht dabei um Punkte wie: Die genaue Angabe der zu übersetzenden Dateien oder Texte („nur die gelb markierten Texte übersetzen“, „Kommentare nicht übersetzen“, „Dateien A und B gelten nur als Referenz“), die Angabe der Sprachvarianten („Britisches Englisch“) sowie sprachliche oder technische Vorgaben („Datei in UTF-8 abspeichern“, „Produktnamen nicht übersetzen“, usw.).Bei bestimmten Projekttypen wie Softwareübersetzungen, Patentübersetzungen oder der Übersetzung von Marketingtexten ist es für die Übersetzer oft eine große Hilfe, wenn sie Anweisungen darüber erhalten, wie genau bestimmte Texte zu übersetzen sind („Text bitte frei übersetzen“).

Fragen zu Formulierungen

Die meisten Fragen haben mit Formulierungen und Inhalten zu tun. In Bezug auf die Sprache stoßen Übersetzer immer wieder auf Stellen, die bei näherer Betrachtung nicht immer so eindeutig sind, wie es sich der Redakteur beim Verfassen des Textes gedacht hatte. Das kann zum einen daran liegen, dass in einer Sprache präziser formuliert wird als in einer anderen und daher zusätzliche Informationen benötigt werden. Wie übersetzt man das französische „télécharger“ (fernladen), wenn der Kontext nicht hergibt, ob es um hoch- oder herunterladen geht? Zum anderen kann es daran liegen, dass der Redakteur das Produkt vor Augen hat und es kennt und sich gar nicht erst vorstellen kann, dass eine Aussage wie „In geklapptem Zustand wird das Gerät abgesetzt“ unverständlich oder mehrdeutig ist. Kontextabhängige Formulierungen („Ersetzen Sie es mit einem neuen“) oder bereits vorhandene Übersetzungen, die den Projektvorgaben widersprechen (andere Terminologie, anderer Stil), können ebenfalls zu Rückfragen führen.

Fragen zur Verwendung der Terminologie

Fehlende oder unklare Terminologie und Abkürzungen sind eine der häufigsten Quellen von Fragen. Was bedeutet „Einlaufaggregat“ oder die Abkürzung „PSA“ (hier für: persönliche Schutzausrüstung)? Soll sie übersetzt werden und falls ja wie? Ein gewisses Fachwissen darf und soll man von professionellen Übersetzern erwarten. Es gibt jedoch Sachverhalte, die entweder nur mit Insiderkenntnissen zu verstehen oder ausgebildeten Spezialisten vorbehalten sind.

Bei mehrsprachigen Projekten kann es sein, dass die Frage, die ein Übersetzer für seine Sprache gestellt hat, auch für die anderen Projektsprachen relevant ist. Die Abwicklung mehrerer Sprachen über einen Dienstleister hat zum einen den Vorteil, dass die Fragen nur einmal gestellt und beantwortet werden und zum anderen, dass eventuell damit Problemen in anderen parallel verlaufenden Übersetzungen vorgebeugt wird.

Von den Übersetzerfragen lernen

Wer regelmäßig Übersetzungsprojekte organisiert, benötigt ein Verfahren für die Auswertung der Übersetzerfragen und der Antworten. Dadurch lassen sich die Prozesse, die Dokumentation und die Arbeitsmittel nachhaltig verbessern:

  • Fragen zur Vorbereitung und zu den Abläufen liefern Material für Checklisten und Prozessoptimierungen.
  • Fragen zur Sprache und zu Formulierungen können zu Ergänzungen im Redaktionsleitfaden und Verbesserungen der Prüfroutinen führen.
  • Fragen zur Terminologie und zu den Inhalten helfen, die Dokumentation anwenderfreundlicher aufzubereiten und die Firmenterminologie zu ergänzen.

Eine Fragekultur in der Zusammenarbeit mit Übersetzern zu entwickeln ist also zum Vorteil aller Beteiligten.

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